Differenzielles Lernen – Ein Ansatz für das Fußballtraining

Inhaltsverzeichnis

 

Technikvermittlung spielt auch im Nachwuchsbereich eine wesentliche, leistungsbestimmende Rolle. Zur Schulung und Verbesserung der Technik existieren verschiedene Lernmethoden. Die traditionelle Methode ist das sogenannte „Einschleifen“. Dabei werden Bewegungsmuster, wie der Torschuss, im Hinblick auf eine ideale Zielbewegung mehrfach wiederholt und geübt. Einer anderen Philosophie folgend funktioniert Differenzielles Lernen.

 

Methode: Differenzielles Lernen

 

Das Differenzielle Lernen basiert auf den folgenden zwei grundlegenden Annahmen:

 

  • Individualität 

Bewegungen sind höchst individuell, niemand bewegt sich wie ein anderer Mensch. Im Rahmen des Differenziellen Lernens werden verschiedene Randbereiche eines Lösungsraums durch eine Vielzahl von Bewegungsvariationen abgetastet. So kann das individuelle Optimum einer Bewegungsausführung gefunden werden. Ebenfalls Kleinkindern erarbeiten ihr Bewegungsrepertoire auf diese Weise, indem sie verschiedene Bewegungsformen ausprobieren. Dies zeigt sich z.B. in ihrem Krabbel- und Gehverhalten.

 

  • Nichtwiederholbarkeit

Bewegungen unterliegen Schwankungen und können nicht exakt wiederholt werden, auch wenn sie von außen betrachtet gleich aussehen. Der Lernprozess sollte daher dahingehend gestaltet werden, dass die Anpassungsfähigkeit an das Neue durch viele verschiedene Variationen der Bewegungsausführung trainiert wird. Das Gehirn lernt aus den Differenzen.

 

Wie kann Differenzielles Lernen im Fußball gestaltet werden?

Beim Differenziellen Lernen werden Variationen bzw. Schwankungen in der Bewegungsausführung als besonders bedeutend erachtet. Im besten Fall sollte also beim Training einer Technik die Bewegung ständig variiert werden.  Dadurch lernen die Spieler, sich variabel auf neue Situationen einstellen zu können. Außerdem können Kinder spielerisch herausfinden, mit welcher Bewegung sie individuell die besten Erfolge erzielen.

 

Schöllhorn und Hegen schlagen im Rahmen eines Artikels zum Fußballtraining beispielsweise folgende Bewegungsvariationen zum Torschuss vor:

 

Abbildung: Mindmap mit Übungsvarianten zur Technik ‚Torschuss‘ (Schöllhorn & Hegen, 2012, S. 31)

Abbildung: Mindmap mit Übungsvarianten zur Technik ‚Torschuss‘ (Schöllhorn & Hegen, 2012, S. 31)

 

 

Bei Betrachtung der Mindmap wird deutlich, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, den Torschuss zu variieren. Insbesondere beim Training mit Kindern kann es spannend sein, die Kinder nach Ideen für Variationen zu fragen. Dadurch fühlen sie sich wertgeschätzt und die Motivation für das Training steigt zusätzlich.

 

Das Differenzielle Training lässt sich auf sämtliche Techniken im Fußball anwenden. Auch im Bereich der Kondition, Ausdauer und Sprintleistung kann differenziell trainiert werden.

 

Abschließend gilt es in Anlehnung an den DFB zu betonen, das jeder Trainer seine eigene Philosophie beim Training verfolgt. Die besten Ergebnisse erziele jedoch der, der von ‚jedem Kuchen‘ ein gutes Stück mitnimmt. Ich hoffe mit diesem Beitrag konnte ich Dir mal eine andere erfolgsversprechende Methode aufzeigen, und Dich ggf. über den Tellerrand blicken lassen.

 

Auch ich als DFB-Stützpunkt Trainer verfolge natürlich immer das Ziel die Kinder bestmöglich zu trainieren und dabei ihre Individualität zu berücksichtigen. Dabei bin ich stets offen für neue Methoden, um ein abwechslungsreiches Training zu gestalten.

 

Hast Du vorher schon einmal mit der Methode des Differenziellen Lernens trainiert oder würdest es gerne? Lass mir doch einen Kommentar mit Deinen Erfahrungen da – ich bin gespannt!

 

Quellen

 

  • https://www.dfb.de/mein-fussball-detail/methoden-des-techniktrainings-dfb-training-online-bietet-orientierung-2894/?no_cache=1&cHash=aef7d711e2138903be7daf913851f278
  • Hegen, P. & Schöllhorn, W. Lernen an Unterschieden und nicht durch Wiederholung – Über ‚Umwege’ schneller zur besseren Technik: Differenzielles Lernen im Fußball; fussballtraining, (2012)03; S. 30-37.
  • Zugriff unter: https://sport.uni-mainz.de/files/2008/01/Artikel_fussballtraining_Druckfassung.pdf

 

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Ronald Wendel

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